Funkwellen und Gesundheit

Macht 5G krank? Oder weniger oberflächlich ausgedrückt, können Funkwellen negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben?

Der Beirat für Technikfolgenabschätzung des österreichischen Parlaments hat im August 2019 eine Arbeitsgemeinschaft aus dem Institut für Technikfolgenabschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ITA) und Austrian Institute of Technology (AIT) zu einer Studie beauftragt. Die Studie sollte eine Aufbereitung des aktuellen Wissensstands zu möglichen gesundheitlichen Risken durch erhöhte Strahlenbelastung bei 5G untersuchen.

Die Studie wurde im Jänner 2020 finalisiert und am 06.03.2020  auf dem Webseite des Parlaments veröffentlicht:

https://www.parlament.gv.at/SERV/STUD/FTA/Einzelstudien/index.shtml

Die Langfassung umfasst 130 Seiten und setzt sich mit dem Studienauftrag, wie auch mit bisherigen Studien auseinander. 5G sei als Sammelbegriff problematisch. 5G stehe für verschiedene Technologien, teils höhere Frequenzbereiche und für neue Anwendungen. Da all dies nur unzureichend definiert sei – etwa welche konkreten Einsatzgebiete – von Industrie 4.0 über Internet-of-Things und selbstfahrende Autos bis hin zu Online-Gaming oder Mobiltelefonie. Da all dies unklar sei, sei eine Beurteilung nur sehr eingeschränkt möglich.

Bisherige Studien werden kritisch gewürdigt: In Kurzdarstellungen würde eine “orakelhafte” Ausdrucksweise verwendet, oft würden “Allerdings-Formulierungen” verwendet, dazu ein Zitat: “Die Evidenz legt nahe, dass HF-Exposition unter den Grenzwertniveaus keine aktuellen Symptome bei Menschen verursacht (…). Es gibt allerdings etwas Evidenz dafür, dass diese Expositionen das EEG und andere Marke für Gehirnfunktionen beeinträchtigen könnte. Allerdings waren diese Effekte über die einzelnen Studien hinweg nicht konsistent”. Leser*innen dieser Studien könnten sich dann den einen oder anderen Satz herausgreifen und darauf basierend zu sehr unterschiedlichen Eindrücken kommen.

Die bisherigen Studien zu den Auswirkungen von Mobilfunk werden in gut lesbarer Form erläutert. Deren Aussagen werden letztlich in einer Tabelle zusammengefasst:

Doch die eigentliche Frage – jener nach 5G – bleibt in diesen Studien weitgehend ausgespart. Den obwohl erste Projekte – etwa das EU-Projekt METIS bereits 2015 den Begriff 5G verwendeten, so beinhalten diese kaum verwertbare Aussagen zu 5G:  etwa, dass 5G der Nachfrage nach schneller Kommunikation und höheren Datentransferraten nachkommen würde. Die Studienautoren folgen: Je weniger in diesen Berichten auf konkrete Studien Bezug genommen wird, umso pauschaler scheint das Urteil auszufallen; Die Studienlage sei derzeit äußerst unzulänglich.

In der Zusammenfassung schreiben die Autoren der vom Parlament beauftragten Studie, dass für 4G keine akuten, kurzfristigen individuelle Gesundheitseffekte zu erwarten sind, für 5G keine einheitliche und eindeutige Aussage gemacht werden kann. Während in-vitro Studien (Experimente außerhalb eines lebenden Organismus) prinzipiell machbar wären, würde eine robuste Evidenz epidemiologische Studien erfordern, diese aber erst nach breiten Einsatz von 5G machbar, insbesondere Karzinogenität (Krebsrisiko) wäre erst 40 Jahre nach Beginn des Einsatzes durch solche Studien überprüfbar. 

Daher empfehlen die Autoren Schutzprinzipien, Transparenz für techische Details und Anwendungen, spezifische Leitlinien, unabhängige Forschung, neue Wege der Unsicherheits- und Risikoinformation, Evaluierung des Risiko-Governance-Systems sowie neue Wege und Orte des Unsicherheits- und Risikodialogs.